Von Ernst das 68.

[49] Der Priester gieng im Kot.


Uf einmal was ein Priester in einem Dorff, der het Kind und was ein Spiler, und worden seine Underthon von im geergert, und was ein gůter Predicant; aber die Menschen folgten seinen Wercken me dan seinen Worten. Der gůt Priester gedacht: ›Wie thetestu im, das du die Lüt uff den rechten Weg brechtest?‹ Und uff einmal gieng er mit dem Sacrament zů einem Siechen, und gieng die gantz Gemein dem Sacrament nach. Da gieng der Priester durch allen Treck und Kat, wa es an dem allerdieffesten was. Die erber Lüt giengen den subern Weg über die Blöcher und Stein, wie dan in den wüsten Dörffern sein. Da nun der Priester mitten in dem Dreck was, da kart er sich umb und sprach zu dem Folck: ›Lieben Underthonen, warumb gon ir mir nit nach?‹ Sie sprachen: ›Wir haben ein gůten subern Weg; was wolten wir in dem Kat thůn?‹ Da fieng der Priester an und predigt inen, also solten sie im auch nit nachfolgen in dem unreinen Weg der Laster, so sie den reinen Weg der Tugend hetten etc.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 49.
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